Bäcker

Bäcker

Im Museum stellen wir das Bäckerhandwerk mit einer Brotbank, einem mittelalterlichen Verkaufsstand aus. Daneben ist eine Backstube mit Holzbackofen und Werkzeuge und Backformen dargestellt. In einer Vitrine sind alte Backformen und Rezeptbücher ausgestellt.


Mittelalterliche Bäcker


Brot als eines der wichtigsten Nahrungsmittel war in verschiedenen Zubereitungen seit dem Altertum bekannt. Im frühen Mittelalter war Brotbacken Teil der bäuerlichen Selbstversorgung, daneben wurde in den Back- und Braustuben der Klöster und Herrenhöfe gebacken. Später bildete sich in den Städten das Bäckerhandwerk aus, das grundlegende Bedeutung für die Ernährung der Stadtbevölkerung hatte. Eine Besonderheit unter den Bäckern stellten die "fliegenden" Bäcker dar, die sich überall einfanden, wo große Menschenmengen zusammenkamen. So kamen 1414 zum Konzil zu Konstanz fremde Bäcker, "die hatten kleine bachövelin, die sie auf karren in der statt umfürent, darin sie basteten, turten, küchli und mancherley gebachenes zurichtend und feil hatten".

Brot war bei einem durchschnittlichen Tagesbedarf von 500 gr pro Kopf das Hauptnahrungsmittel. Entsprechend rigide wurden durch die Schaukommission Brotgewicht, Qualität und Preis kontrolliert. Auf Brotwucher und -verfälschung standen harte Strafen. Back- und Verkaufsrecht wurden vom Rat gegen Abgaben verliehen. Die Einrichtung eines Backofens unterlag auch hinsichtlich der Brandgefahr strenger Reglementierung. Jeder Meister durfte nur eine Brotbank betreiben; das Verkaufsrecht im Bäckerhaus war eingeschränkt oder verboten. Schwarz- oder Sauerbäcker arbeiteten auch als Lohnhandwerker, die ihren Lohn in Form eines Anteils am gebackenen Brot erhielten. Erst im Spätmittelalter bekamen sie den Backlohn in Geld ausgezahlt. Der Backlohn richtete sich nach dem Getreidepreis und war äußerst gering. Weiß- oder Schönbäcker waren dagegen von Anfang an reine Preishandwerker, d.h. sie kauften das Mehl auf eigene Rechnung und verkauften das daraus gefertigte Backwerk. Das Bäckerhandwerk bekam schon im 10. Jh. bestimmte Rechte zugestanden (Regensburg, 955); bis zum Ende des 13. Jh. bestanden in fast allen Städten Bäckerzünfte, deren wichtigstes Recht darin bestand, die Niederlassung von Standesgenossen oder die Einfuhr von Backwaren zu verbieten. Bäckerlehrlinge (Lehrknechte) lernten 2 bis 3 Jahre, danach durchliefen sie die Stufenleiter der Gesellen als "Poßler" (Junker), "Kübelknecht" (Teigmacher) und "Helfer" (Schießer). Hatte ein Geselle zwei Jahre ohne Unterbrechung bei einem Meister gearbeitet (Mutzeit) und dabei seine berufliche Qualifikation bewiesen, so durfte er den Meistertitel führen. Gesellenwanderung und Meisterprüfung setzten sich im Bäckerhandwerk erst nach dem Mittelalter durch. Viele Bäcker stellten außer einer Massenware noch Spezialgebäcke her und wurden nach diesen benannt: Semmler (semeler), Brezelbäcker, Lebküchner (lebezelter), Pfefferküchler, Süßbäcker (süezbecke), Weißbrotbäcker (weizbecke) usf. Außerdem hatten viele Bäcker auch das Braurecht, gelang ihnen doch – im Gegensatz zu anderen Brauern – aufgrund der in der Backstube stets in der Luft schwebenden Hefezellen fast jeder Sud (vom Zusatz von Bierhefe war bis zum Ende des Mittelalters nichts bekannt). Das Bäckerhandwerk galt im Mittelalter als besonders ungesund. Das ständige Einatmen von Mehlstaub führte zu Bronchialkatarrh und -asthma, chronische Ekzeme entstanden durch Verstopfung der Talgdrüsenöffnungen mit Mehlstaub oder wurden durch Mehlmilben (Acarus siro) verursacht, das viele Stehen führte zu Deformierung und Versteifung der Knie, dazu kamen permanenter Schlafmangel und die Arbeit in der Gluthitze des Backofens.

Ein wichtiges Utensil des mittelalterlichen Bäckers war das Horn. Damit signalisierte er, dass sein Brot fertig war. Jetzt konnten die Hausfrauen kommen, um ihre Kuchen in der Resthitze des Ofens zu backen.

Der Zimmermann ist zwar keine museale Berufsgruppe. Er nimmt  auch heute noch unter den Handwerksberufen eine nicht weg zu denkende Stellung ein; aber auch hier ist eine Änderung eingetreten, gegenüber dem Arbeitsfeld vergangenen  Jahrhunderte. Richtete sich früher die Bauweise immer nach den in der Natur vorkommenden Baustoffen, im Falle der Rheinebene und des Schwarzwaldes war dies ausschließlich Holz, so stehen heute durch die Industrialisierung und die Transportmöglichkeiten auch andere Materialien für den Bau zur Verfügung. Dies hat das ursprüngliche Gesicht unserer Dörfer nachhaltig verändert.


Die alten Dorfkerne unserer Hanauer Dörfer sind auch heute noch geprägt vom Fachwerkbau. Grundmaterial ist die Eiche für das äußere Gerippe, Tanne für die inneren Wände und den Dachstuhl. Eichen lieferten die Wälder der Rheinebene, der nahe Schwarzwald lieferte die Tannen, welche auf den Flüssen transportiert wurden, die dem Rhein zuströmten


Das Hanauer Fachwerkhaus, von dem im Folgenden die Rede ist, begrenzt sich auf einen umschriebenen Halbkreis, rechtsrheinisch um Straßburg und dem linksrheinischen, nordwestlich von Straßburg gelegenen, wesentlich größeren Teil, der sich bis in die Vogesen hinzieht. Das ganze Gebiet, das sich beiderseits des Rheins erstreckt, nennt sich das Hanauerland, nach den früheren Grafen von Hanau- Lichtenberg. Die jahrhundertelange Zusammengehörigkeit endete mit der Französischen Revolution, die den Rhein 1793 dann erst zur Trennlinie auch für die Bewohner dieses Landstrichs machte. Trotz der inzwischen verflossenen Jahrhunderte gibt es noch viele Gemeinsamkeiten: - die evangelische Konfession - die gleichen Trachten - die fast identische Dialektsprache - und die gleichen Haustypen, in einer geschlossenen, rheinüberschreitenden  Fachwerklandschaft, wie sie artgleich nur in diesen Gebieten vorkommen .


Folgende Haustypen sind zu finden:


1.) Das einstöckige Haus für die ärmere Schicht, für die „Geißebure“ wie man sie spöttisch nannte. Es bot gerade den Platz für eine Familie. Das Haus ist so schmal, dass sich unter dem spitzen Giebel ein Ausbau nicht lohnte. Es besaß nur einen niedrigen Sockel aus Bruchsteinen und keinen Keller. Die Grundstücksgrößen waren auf das Notwendigste begrenzt. Heute ist es selten geworden. Der Bauboom nach dem Zweiten Weltkrieg hat sie stark dezimiert.


2.)Das Kniestockhaus oder anderthalbstöckige Haus, das Haus des Mittelstandes.Im Gegensatz zum einstöckigen Haus besitzt es einen umlaufenden Aufsatz auf das erste Stockwerk, schwankend zwischen 60 cm und 1,20 m Höhe, einen Halbstock oder Kniestock (=kniehoch) Haus des Mittelstandes, in dem  zwei Generationen mit den Kindern leben können. Es besitzt einen 60-80 cm hohen Sockel und ist teilunterkellert.


3.) Das zweistöckige Haus, mit zwei gleich großen Geschoßflächen für den Wohnbereich. Es besitzt in der Regel einen ca. 1m hohen Sockel und ist teil-oder voll unterkellert. Es war das Haus der besitzenden Schicht oder der Gastwirte.


Alle Fachwerkhäuser besitzen „Wetterdächle“als Regenschutz, da die Ausfachung zwischen den Balken aus einer Mischung von Lehm und Stroh besteht. Fachwerkhäuser sind ökologisch wertvoll. Außerdem sind sie absolut Erdbebensicher. Sie stehen heute unter Denkmalschutz.

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